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Baltendeutsche / Deutschbalten 

- ihre Umsiedlungen aus Lettland und Estland 1939 und 1941

Baltendeutsche : Vertrag zu ihrer Umsiedlung 1939

Am 30. Oktober 1939 veröffentlichte die Rigasche Rundschau den Text des  Vertrages zwischen Lettland und dem Deutschen Reich  zur Umsiedlung der Baltendeutschen - wie damals üblich die Deutschbalten  genannt wurden -  nach Deutschland. Ebenfalls auf der Titelseite steht hierzu der folgende Aufruf an die deutschen Volksgenossen, der vom Präsidenten der Deutschen Volksgemeinschaft in Lettland und dem Landesleiter  unterzeichnet war:

Baltendeutsche : Aufruf zur Umsiedlung 1939

Entsprechend dem Vertrag mit Lettland schloss das Deutsche Reich auch einen Vertrag mit Estland zur Umsiedlung der dort lebenden Baltendeutschen. Beide Verträge waren die Folge des Hitler-Stalin-Paktes, durch den beide baltischen Staaten in den unmittelbaren sowjetischen Einflussbereich kamen, was 1941 schließlich sogar zu ihrer Angliederung an die Sowjetunion führte.

Die Aussiedlung erfolgte im Herbst 1939. Innerhalb weniger Wochen wurden aus Lettland  etwa 51.000 und aus Estland rund 13.700 Menschen, also insgesamt 64.700 Personen in das “Großdeutsche Reich” umgesiedelt. Von ihnen kamen per “Zuweisung” 13.700 Aussiedler in den “Reichsgau Danzig-Westpreußen” und 51.000 in den “Reichsgau Wartheland”.(1)

Baltendeutsche : Umsiedlung 1939

Karte zur Umsiedlung der Baltendeutschen 1939 (mit den damals geltenden Bezeichnungen)

Baltendeutsche verlassen Lettland 1939

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Baltendeutsche verlassen
Lettland
1939
B

1939

Wie freiwillig diese Umsiedlungsaktion war, geht schon aus dem obigen Text des Aufrufes an die “deutschen Volksgenossen” hervor, denn dort heißt es: “Wir stehen unter dem Befehl unseres Volkes. Wer sich in diesen Tagen von seiner Volksgruppe löst, um im Lande zu bleiben, scheidet sich für alle Zeiten vom deutschen Volke. Er muß das wissen, denn sein Entschluß gilt für Kinder und Kindeskinder. Und er ist nicht rückgängig zu machen.” Trotz dieser schon fast einer Nötigung gleichkommenden Aufforderung blieb eine nicht unerhebliche Zahl von Baltendeutschen im Land. So kam es im Frühjahr 1941 - Lettland und Estland waren inzwischen Teil der Sowjetunion geworden - auf Grund eines deutsch-sowjetischen Vertrages zur sog. “Nachumsiedlung”.

Da genaue Zahlen fehlen, lassen sich nur näherungsweise Angaben zur Nachumsiedlung der Baltendeutschen  machen. Von den vermutlich rund 17.500 Nachumsiedlern (rund 10.500 aus Lettland und rund 7.000 Menschen aus Estland) waren nur etwa die Hälfte, bei denen die deutsche Volkszuge- hörigkeit angenommen werden konnte. 

Somit ist nach den o. g. Zahlen davon auszugehen, dass 1939 und 1941 insgesamt etwa 73.450 Personen (davon aus Lettland : 56.250 , aus Estland :  17.200) umgesiedelt wurden. 

Vergleicht man diese Zahlen mit den Ergebnissen der Volkszählung von 1897, wonach etwa 166.000 Personen mit deutscher Muttersprache in den drei russischen Ostseeprovinzen, die in etwa das Gebiet der späteren Republiken Lettland und Estland umfassten, lebten, so zeigt sich eine beträchtliche Differenz, die nicht allein auf statistische Mängel zurückzuführen ist. Vielmehr ist sie auch durch die Tatsache zu erklären, dass als Folge des 1. Weltkrieges und den damit verbundenen tiefgreifenden politischen und sozialen Umwälzungen sehr viele Deutschbalten ihre Heimat schon vor 1939 verlassen hatten.(2)

Die 1939 und 1941 umgesiedelten Deutschbalten sind somit nur die “Nachhut” einer Volksgruppe, die zwar im Baltikum  immer eine Minderheit  (lt. Volkszählung 1897 in den 3 russ. Ostseeprov.  7% der Gesamtbevölk.), aber dennoch seit ihrer Ankunft im 12. Jahrhundert bis zum 1. Weltkrieg stets die gesellschaftlich,  wirtschaftlich und politisch dominierende Schicht gewesen war. Mit der ”Nachumsiedlung” 1941 wurde die 750-jährige Geschichte der Deutschbalten im Baltikum beendet.

Deutschbalten : Wappen

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Wappen der Deutschbalten
Glasfenster (Ehrenfenster),
Brömsehaus , Lüneburg


Anmerkungen
(1) Vgl. zu diesen und den folgenden Zahlangaben: Sozialgeschichte der baltischen Deutschen. Hrsg. von Wilfried Schlau. Köln 1997, S. 23 f

(2) Beispiele hierfür sind die Nachkommen des Stadtältesten und Kaufmanns der Großen Gilde zu Libau in Kurland, Johann George Heinrich Becker : Ein Teil der Familie Becker zog zwischen 1919 und 1924 aus Lettland nach Deutschland, wogegen andere Teile dieser Familie  erst mit den Umsiedlungen 1939 und 1941 Lettland verließen.

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H.B.