Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Deutschbalten im russischen Gouvernement Kurland 1897 laut Tab. 5 mit nur 7,6 % der Gesamtbevölkerung im Verhältnis zu den Letten mit 75,1% nur eine kleine Minderheit waren. Dennoch hatten sie eine Bedeutung, die - wie z. B. die obige Ständestatistik zeigt - weit über ihren zahlenmäßigen Anteil hinausging. Es waren jedoch nicht alle Deutschbalten, sondern laut Tab. 3 nur 13% von ihnen, also lediglich eine Minderheit innerhalb der Minderheit, welche den oberen fünf Ständen angehörten. 70 % der Deutschbalten wurden in der Statistik den Kleinbürgern zugerechnet. Die Mehrheit der Bevölkerung bestand aus Letten, die ihre volle Emanzipation erst mit der Gründung der Republik Lettland erreichen konnte. Die Unab- hängigkeit Lettlands war ein Ergebnis des ersten Weltkrieges, womit zugleich die jahrhundertelange Vorherrschaft der Deutschbalten in Kurland beendet wurde. Zwei Jahrzehnte danach verließen im Rahmen von Umsiedlungsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Lettland (1939) bzw. der Sowjetunion (1941) fast alle Deutschbalten Lettland und somit auch Kurland.(7) Anmerkungen (1) S. dazu: Brigitte Roth: Die Variable “Muttersprache” in der russischen Volkszählung von 1897. In: Henning Bauer, Andreas Kappeler, Brigitte Roth (Hrsg.), Die Nationalitäten des Russischen Reiches in der Volkszählung von 1897, Band A, Stuttgart 1991, S. 144 ff. (2) Baltische Bürgerkunde. Versuch einer gemeinverständlichen Darstellung der Grundlagen des politischen und sozialen Lebens in den Ostseeprovinzen Russlands, Riga 1908, S. 111 f. (3) Zahlenangaben aus: F. Mager: Kurland , Hamburg 1920, S. 76. (4) Ebd., S. 66 und Tab. 1 > dort. (5) F. Mager, Kurland, a. a. O., S.73. Bei den Muttersprachen muss hier entsprechend der Volkszählung zwischen “Russisch” und “Weißrussisch” bzw. “Ukrainisch”. unterschieden werden. (6) F. Mager, Kurland , a. a. O., S .61. (7) Vgl. hierzu: Die Umsiedlungen der Jahre 1939 bis 1941 und ihre Folgen. In: Sozialgeschichte der baltischen Deutschen, hrsg. v. Wilfried Schlau, Köln 1997, S. 22 ff. > Die Gliederung der Bevölkerung in Kurland nach Ständen 1854 H.B. |