Herbert Becker : Kurland ( Genealogie )

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 Kurland : Kirchenbücher der evangelischen Gemeinden

Die evangelischen Kirchenbücher gehören für die genealogische Erforschung der aus Kurland stammenden Familien zu den wichtigsten Quellen (> Kurland-Quellen). Derzeit (Febr. 2016) sind viele dieser Kirchenbücher in Deutschland einsehbar, und zwar im Internet, wo sie vom Lettischen Historischen Staatsarchiv veröffentlicht wurden (> Raduraksti) oder im Sächsischen Staatsarchiv, Deutsche Zentralstelle für Genealogie , wo sie vor allem als Mikrofilm zur Verfügung stehen.(1)

Das ist eine große Erleichterung für die deutschbaltische Genealogie, doch gilt für die baltischen Kirchenbücher das, was der baltische Genealogie und hervorragende Kenner der Quellen, Erich Seuberlich, kritisch feststellte:  “Ein großer Teil der Kirchenbücher, besonders der Landpfarren in Kurland ... ist außerordentlich schlecht geführt worden. Die vielfach nur sporadisch auftretenden Deutschen sind in einer so knappen Form verzeichnet, daß man nur mit Hilfe anderer Quellen die Personen identifizieren kann. Es fehlen die Vornamen der Eltern, vielfach die der Täuflingen, Berufe und andere wichtige Angaben. Die Deutschen auf den Gütern waren nur dünn gesät und wechselten immerfort den Wohnort, so daß man ein und dieselbe Familie häufig im ganzen Gebiet verfolgen kann.”(2)

Somit kann es in vielen Fällen durchaus sinnvoll sein, dass, wenn der genaue Herkunfts- bzw. Geburtsort der in Frage kommenden Person nicht bekannt ist, alle Kirchenbücher des in Frage kommenden Gebietes durch- zusehen. Hierbei können die folgende Karte der Gliederung Kurlands in Kreisen (Hauptmannschaften) und das anschließende alphabetische Verzeichnis der Kirchenbücher, ebenfalls gegliedert nach Kreisen, hilfreich sein.

Die Karte zeigt die administrative Aufteilung des russischen Gouvernements Kurland in fünf Oberhauptmannschaften mit den zu ihnen gehörenden jeweils zwei Hauptmannschaften (Kreisen), und zwar so wie sie zwischen 1822 und 1888 bestand.

Karte von  Kurland :  Kreise (Hauptmannschaften)

Bearbeitung von Herbert Becker auf der Grundlage der Karte ”Baltische Lande. Die ´deutschen Ostseeprovinzen` Russlands 1888”, in: Reinhard Wittram, Baltische Geschichte, Darmstadt 1973.
Hinweis: Das oben ( südlich von Kurland ) als “Litauen” bezeichnete Gebiet war zu jener Zeit das russische Gouvernement Kowno. Dünaburg ( nordöstlich von Kurland ) gehörte zum Gouvernement Witebsk.

Abkürzungen der Kreise in Kurland:

Ba. = Bauske
Do. = Doblen
Fr.  = Friedrichstadt
Go. = Goldingen
Gr. = Grobin

Ha. = Hasenpoth
Il.  =  Illuxt
Ta. = Talsen
Tu. = Tuckum
Wi. = Windau

Verzeichnis der ältesten evang. Kirchenbücher in Kurland

 in alphabetischer Reihenfolge gegliedert nach Kreisen (2)

Bauske = Ba.

Baldohn ab 1773.
Barbern ab 1789.
Bauske ab 1660.
Eckau ab 1741.
Mesothen m. Fil. Bersteln ab 1752.
Neugut ab 1770.
Rahden, Alt- und Neu-R. ab 1801.
Zohden ab 1771.

Doblen = Do.

Dalbingen  ab 1717.
Doblen ab 1737.
Grenzhof ab 1728
    (Vgl. Nurmhausen / Talsen).
Grünhof ab 1730.
Hofzumberge ab 1744.
Mitau
     St. Trinitatis ab 1641.
     St. Annen m. Fil. Kalnzeem ab 1712.
     Reform. K. ab 1764..
Sallgalln ab 1770.
Sessau ab 1769.
Siuxt m. Irmlau ab 1729.
Würzau ab 1751.

Friedrichstadt = Fr.

Buschhof
    u. Jakobstadt ab 1707, resp. 1789.
Dubena mit Fil. Weesen ab 1757.
Friedrichstadt
    m. Tauerkaln ab 1715, resp. 1806.
Herbergen ab 1697.
Jakobstadt  (vgl. Buschhof).
Linden - Birsgallen ab 1824.
Nerft m. Ilsenberg ab 1769.
Salwen (Groß-) ab 1775.
Selburg ab 1800.
Setzen ab 1781.
Sonnaxt ab 1800.
Wallhof ab 1799.

Goldingen = Go.

Edsen oder Groß-Iwanden ab 1754.
Frauenburg ab 1772.
Goldingen ab1661, resp.1700.
Grösen ab 1783.
Iwanden (Groß-) vgl. Edsen.
Kursiten u. Alt-Schwarden ab 1718.
Lihkuppen u. Zelmineeken ab 1757.
Lippaiken m. Schnepeln ab 1740.
Luttringen ab 1759.
Muischazeem ab 1678.
Pampeln ab 1757.
Schrunden ab 1759.
Wormen - Scheden ab 1749.

Grobin = Gr.

Bartau
    (Ober- und Nieder-B.) ab 1711.
Durben
    Nord-D. ab 1713.
    Süd-D. mit Funkenhof seit 1770.
Grobin ab 1750.
Kruthen mit Wirgen ab 1735.
Libau ,
    deutsch, St. Trinitatis ab 1652
    lett., St. Annen ab 1747.
Preekuln mit Assiten ab 1791.
Rutzau u. Heiligenaa ab 1765.
Virginahlen ab 1750.

Hasenpoth = Ha.

Amboten ab 1797.
Appricken ab 1741.
    Vgl. Sallenen.
Bathen ab 1752.
Gramsden ab 1765.
Hasenpoth ab 1742.
Neuhausen ab 1739.
Sackenhausen , 
    Seemuppen , Labraggen ab 1742.
Sallenen ab 1763.
    Vgl. Appricken.
Seemuppen - Ewangen ab 1742.
    Vgl. Sackenhausen.
Virginahlen ab 1750.
Zirau und Virginahlen ab 1750.

Hinweis

Diese Zusammenstellung der evang. Kirchenbücher mit ihrer Zuordnung zu den Kreisen (Hauptmannschaften) im Gouvernement Kurland zeigt für jedes Kirchenbuch das Beginnjahr und den Teil Kurlands, aus welchem es stammt. Sie kann so zur ersten Orientierung dienen. Die Liste ist  nicht unbedingt vollständig, und Fehler können nicht ausgeschlossen werden. Deshalb sei auch auf die Bestandsverzeichnisse (s. u. Anm.) verwiesen.

Illuxt = Il.

Born.Vgl. Sickeln.
Demmen ab 1775.
Egypten
    u. Kalkuhnen  ab 1752.
Kaltenbrunn ab 1799.
Illuxt ab 1883.
Lassen ab 1762.
Sickeln  ab 1742.
Subbath ab 1797

Talsen = Ta.

Angern ab 1722.
Asuppen ab 1722
Erwahlen
    m. Fil. Saßmacken ab 1755.
Kabillen  ab 1739, resp. 1768.
Kandau mit Puhren ab 1747.
Nurmhusen ab 1711.
    Vgl. Grenzhof / Doblen).
Rönnen mit Usmaiten ab 1771.
    Vgl. Pussen / Windau.
Samiten ab 1780.
Spahren ab 1799.
    Vgl. Stenden.
Stenden ab 1747.
Talsen  ab 1754.
Wahnen ab 1772.
    Vgl. Hasenpoth / Ha.
Zabeln ab 1776.

Tuckum = Tu.

Autz ,
    Alt- , vgl. Groß-Autz und Waddax. 
    Groß- und Ihlen ab 1734
    Neu- ab 1757.
Blieden ab 1742.
Lesten - Strutteln ab 1713.
Neuenburg ab 1727.
Ringen ab1754.
Sahten
    mit Grendsen, Strutteln ab 1739.
Strutteln s. Sahten.

Tuckum ab 1765.
Waddax ab 1758.

Windau = Wi.

Angermünde
    m. Fil. Popen ab 1712.
Dondangen ab 1710.
Edwahlen ab 1723.
Irben, Gibken u. Kolken ab 1741
Landsen m. Fil. Hasau ab 1721.
Pilten ab 1661.
Pussen ab 1722.
Schleck ab 1776.
Ugahlen ab 1699.
Windau ab 1636.

Anmerkungen

(1) Bestandsverzeichnis der Deutschen Zentralstelle für Genealogie Leipzig, Teil II, bearb. von Martina Wermes, Renate Jude und Hans-Jürgen Voigt. Neustadt / Aisch 1992, dort: De archivalischen und Kirchenbuchunterlagen von Lettland, S. 43-106.
(2) Erich Seuberlich, Baltische Einwanderer. Über einige Quellen zur Ermittlung ihrer Herkunft. In: Jahrbuch für auslandsdeutsche Sippenkunde (1936), S. 89 ff. Dort (S. 97 ff.)  ist - unterteilt in Livland und Kurland - ein  “Verzeichnis der ältesten evang. Kirchenbücher in Lettland”.

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H.B.